WANDELMUT! ERWACHSENENBILDUNG UND DER STRUKTURWANDEL IM RHEINISCHEN REVIER

 

DOKUMENTATION
3. THEMENSALON

DATUM: 25. JANUAR 2022
UHRZEIT: 14:00 - 16:30 UHR
ORT: DIGITAL

Strukturwandel ist ein vielschichtiges Geschehen, bei dem Bildung wichtig wird, um Sinn und Orientierung zu stiften, Bewältigung und Anpassung zu ermöglichen, Wissensbedarfe zu decken und Kompetenzen zu fördern. Auf die Menschen im Rheinischen Revier werden große Veränderungen im Arbeitsleben und im Alltagsleben zukommen. Strukturwandel braucht Mut zum Wandel und Bildung schafft das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, den Wandel mitzugestalten. Welchen Raum die Erwachsenenbildung der heimischen Bevölkerung bietet, den Strukturwandel besser zu begreifen und durch Stärkung persönlicher, bürgerschaftlicher, sozialer oder beschäftigungsrelevanter Fähigkeiten mitzugestalten, dieser Frage widmete sich der dritte Themensalon.

Fünf Expert*innen aus dem Bereich der Erwachsenenbildung beleuchteten aus unterschiedlichen Perspektiven, wie sie die Menschen aus der Region mit ihren Bildungsansätzen und -angeboten bei den gegenwärtigen Veränderungsprozessen mitnehmen. Dabei wurde sichtbar, welche neuartigen Kooperationen und Lernformate Erwachsenenbildungsinstitutionen entwickeln, um bedarfsorientiert den Menschen der Region Bildungsangebote zu offerieren. Teilhabe und Integration für alle Menschen durch Bildung, darauf lag der gemeinsame Akzent. Es schloss sich eine intensive Diskussion unter den Veranstaltungsteilnehmenden darüber an, welche Bildungsaspekte sie in Bezug auf den Strukturwandel als relevant erachten. Mehrmals wurde dabei die Notwendigkeit partizipativer Prozesse für den Strukturwandel, die Bedeutung politischer Bildung und der Bildung für nachhaltige Entwicklung hervorgehoben.

Impulse

Dokumentation

Wie man aus unternehmerischen Wandlungsprozessen weiß, reagieren Menschen auf Veränderungen in einer Bandbreite von Angst bis Zuversicht. Wo sich genau vorhersagen lässt, wie die Zukunft sein wird, braucht es Vertrauen in diese Zukunft. Bildung kann zu diesem Vertrauensaufbau einen großen Beitrag leisten. Unternehmen und Bildungsinstitutionen können dies angehen, indem sie Vertrauensmanagement und Kompetenzmanagement betreiben. Mit Vertrauensmanagement stärken sie bei den Einzelnen die Selbstüberzeugung, den Wandel aktiv mitzugehen zu können und mit Kompetenzmanagement schaffen sie einen Bildungsrahmen, sich die für die Zukunft nötigen Kompetenzen und Fähigkeiten anzueignen. Doch Bildung dürfe sich für den Wandel keinesfalls instrumentalisieren lassen, so Stankewitz-Sybertz. Sie diene auch der Selbstbestimmung und einer Ausweitung des persönlichen Möglichkeitsraums. Die Bischöfliche Akademie des Bistums Aachen greift dies beispielsweise mit Angeboten zu gesellschaftspolitischen Fragestellungen, zur nachhaltigen Stadt- und Regionalentwicklung und zu aktuellen Forschungsthemen wie z. B. der Biotransformation der Textilwirtschaft auf.

Diskussion & Vernetzung

Austauschraum 1

Die Gesprächsteilnehmer*innen bewegte vor allem die Frage, wie die Leistungen, die Erwachsenenbildungseinrichtungen für die Bewältigung des Strukturwandels erbringen, sichtbar gemacht und weiter ausgebaut werden können. Die Stärke dieser Einrichtungen beruhe ja vor allem darin, dass sie vor Ort in den Kommunen die Bedarfe kennen, aufgreifen und dort auch von den Bürgerinnen und Bürgern genutzt werden. „Dezentral funktioniert die Arbeit gut, zentral sind wir schwach aufgestellt“.  lautete eine Aussage. Dies bedeute einerseits, dass es an einer gemeinsamen Strategie der Einrichtungen fehle, um ihren Beitrag in Bezug auf die Bildung im Strukturwandel darzustellen. Einige Volkshochschulen seien gut miteinander vernetzt, dies gelte allerdings nicht für das gesamte Revier. Die freien und gewerblichen Träger seien offenbar kaum miteinander verbunden. Andererseits sei aber bei den steuernden Instanzen des Landes andere Prioritäten zu erkennen, wenn es um die Frage gehe, welche Bildungseinrichtungen nun gestärkt bzw. für die Bewältigung des Strukturwandels genutzt werden soll. Hier sei allenthalben die Schule und die Berufsausbildung im Fokus. Obwohl es derzeit hohe Hürden gebe, sei es dringend notwendig sich dafür einzusetzen, dass Fördermittel aus dem Strukturstärkungsgesetz auch für den Bereich der Erwachsenenbildung eingesetzt werden. Die Vertreter*innen der Volkshochschulen machten darauf aufmerksam, dass durch die Einbindung in die Kommunalverwaltung und ihre Pflichtaufgaben im Rahmen des Weiterbildungsgesetz ihre Spielräume für zusätzliche Bildungsaufgaben im Rahmen des Strukturwandels eingeschränkt seien. Hier könnte noch viel mehr Potential genutzt werden, würde man die Volkshochschulen „entfesseln“.

Austauschraum 2

Was kommt auf die Erwachsenenbildungsträger durch den Braunkohleausstieg in Zukunft zu? Die Gesprächsrunde kam schnell auf Bildung für nachhaltige Entwicklung zu sprechen, ohne die ein zukunftsfähiger Strukturwandel nicht gelingen werde. Die Volkshochschulen sind hinsichtlich einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) sehr aktiv und gut vernetzt. Schwieriger scheint es zu sein, einen transparenten Überblick zu schaffen, wo in der Schullandschaft BNE bereits pädagogisch verankert ist. Zwar sind über das Programm „Schule der Zukunft“ die teilnehmenden Schulen gut vernetzt, doch gibt es darüber hinaus viele Schulen, die BNE-Bildungsangebote integriert haben, ohne dass das immer erkennbar ist. Und an die Berufskollegs müsse die Thematik BNE noch stärker herangetragen werden, wie eine Teilnehmerin anmerkte. Dass BNE kein Add-on ist, das neben bestehende Lehrinhalte oder Bildungsangebote gestellt wird, sondern in jedes Bildungsangebot alltagsnah integriert werden kann, darauf wies ein Vertreter der Volkshochschulen hin. Alle waren sich einig, dass es aus der Sichtweise der Erwachsenenbildung im Rheinischen Revier nicht nur einen innovationsgetriebenen Strukturwandel geben darf, da alle Menschen auch in ihrem Lebensraum von Wandlungsprozessen betroffen sein werden. Hier hätten die Einrichtungen der politischen Bildung einen hohen Stellenwert, denn es seien Prozesse einer breiten Beteiligung zu gestalten, die den Bürgerinnen und Bürgern der Region signalisieren, dass es ihr Strukturwandel ist, der stattfindet. Die Bevölkerung in ihrer Breite muss bei dem Strukturwandel mitgenommen werden, so lautete das Resümee der Diskussionsrunde.

Austauschraum 3

In dem Forum wurde betont, dass Bildung ein Menschenrecht ist und es notwendig ist, dies hervorzuheben. Gleichzeitig ist es von großer Bedeutung, dass genau diese Bildung weiterentwickelt werden muss, wobei im Moment noch niemand weiß, welche Bildung für den Strukturwandel gebraucht wird. Hier ist es wichtig Partizipation und Mitgestaltung zu ermöglichen, z. B. durch Bürgerräte. Zwar bedeuten Partizipationsmöglichkeiten nicht, dass alle Menschen die gleiche Möglichkeit haben diese auch zu nutzen, trotzdem muss die Möglichkeit geboten werden. Sehr deutlich wurde in dem Forum auch, dass der Strukturwandel ein sehr langer Prozess ist, der nicht in wenigen Jahren bewältigt werden kann.  Welche Rolle die Bildungsträger hier übernehmen können, ist noch nicht geklärt bzw. werden sich hier noch unterschiedliche Rollen ergeben, die unter anderem eine Weiterentwicklung der Bildungsangebote beinhalten müssen. Eine zentrale Aufgabe wird es sein, hier Netzwerke zu bilden und bestehende Netzwerke zu nutzen, um gemeinsam dieses wichtige Themenfeld weiterzubearbeiten.  

Kontakt

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