Schulabgänge ohne Abschluss
Datenbasierte Denkanstösse 5
Einführende Erläuterungen
Das Schuljahr 2023/2024 neigt sich dem Ende zu und eine weitere Kohorte von Schulabgänger*innen verlässt das allgemeinbildende Schulsystem. Für die allermeisten von ihnen steht mittlerweile fest, welchen formalen Bildungsabschluss sie erhalten. Jahr für Jahr erhält ein substanzieller Anteil von ihnen dabei keinen Abschluss. Daraus folgen geringere Teilhabechancen im Erwerbsleben. Abgesehen von den individuellen Nachteilen für die Abgänger*innen ohne Abschluss besteht hier angesichts der demografischen Entwicklungen (vgl. Denkanstöße 1/2023) und der Entwicklungen auf dem Ausbildungsmarkt (vgl. Denkanstöße 3/2024 ) Handlungsbedarf.
Die aktuelle Ausgabe der „Denkanstöße“ blickt daher auf die Schulabgänger*innen ohne Hauptschulabschluss in den Revieren. Datengrundlage bilden dabei amtliche Daten zu (1.) den Abgänger*innen allgemeinbildender Schulen (GENESIS-Tabelle: 21111-02-06-4) und (2.) zur Bevölkerung nach Altersjahren (GENESIS-Tabelle: 12411-04-02-4). In regionaler Tiefe kann der Indikator der Schulabgangsquote ohne Hauptschulabschluss an allgemeinbildenden Schulen[1] nicht nach dem Quotensummenverfahren bestimmt werden, sondern nur näherungsweise bezogen auf durchschnittliche Altersjahrgänge.[2] Die Abgänge ohne Abschluss werden dabei – wie im Anwendungsleitfaden für den Aufbau eines kommunalen Bildungsmonitorings empfohlen – auf die Jahrgänge der 15- und 16-Jährigen bezogen. Auch aufgrund von Unsicherheiten, die durch die Bevölkerungsfortschreibung entstehen, bildet die folgende Darstellung keine exakten Werte, sondern lediglich eine Annäherung ab und ist daher mit der entsprechenden Vorsicht zu interpretieren.
Gemeinsamkeiten der Reviere
- In allen Revieren verlässt mindestens eine*r von 20 Abgänger*innen das allgemeinbildende Schulsystem ohne Hauptschulabschluss (die Quote liegt überall über 5%).
- Die Veränderungen der Quote in der letzten Dekade sind eher marginal: Sie bewegen sich in allen Revieren lediglich um etwa einen Prozentpunkt herum.
Unterschiede zwischen den Revieren
- Das Rheinische Revier liegt sowohl 2012 als auch 2022 nah am bundesdeutschen Durchschnitt, das Lausitzer und das Mitteldeutsche Revier jeweils darüber – Mitteldeutschland sticht hier deutlich mit einem vergleichsweise hohen Wert heraus.
- Während die Quoten in der Lausitz und in Mitteldeutschland sinken, steigen sie im Rheinischen Revier. Es scheint damit tendenziell zu einer Angleichung zu kommen.
Denkanstöße
- Trotz des immer lauter werdenden Rufs nach qualifizierten Fachkräften produziert das allgemeinbildende Schulsystem weiterhin zu einem nicht zu vernachlässigenden Anteil Jugendliche und junge Erwachsene, die ohne Hauptschulabschluss ihre weitere Erwerbs- und Bildungsbiografie beginnen.
- Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen haben Kinder und Jugendliche stark beeinträchtigt und das Schulsystem vor zusätzliche Herausforderungen gestellt. Inwieweit sich die Quoten ohne diese Ausnahmesituation verändert hätten, kann nur spekuliert werden. Im Ergebnis zeigt sich jedoch aktuell eine weitestgehend stagnierende Entwicklung und weiterer Handlungsbedarf, der regional unterschiedlich ausgeprägt ist.
[1] Vgl. Ambos, I./Brugger, P./Gawronski, K. et. al (2018): Anwendungsleitfaden für den Aufbau eines kommunalen Bildungsmonitorings, S. 122. Online abrufbar unter: https://www.kommunales-bildungsmonitoring.de/fileadmin/user_upload/DLR_Anwendungsleitfaden.pdf
[2] Vgl. Klemm, K. (2023): Jugendliche ohne Hauptschulabschluss. Gütersloh: Bertelsmann, S. 18. Online abrufbar unter: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/jugendliche-ohne-hauptschulabschluss-1