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Entwicklungen im Ausbildungsmarkt: Unbesetzte Ausbildungsplätze

Datenbasierte Denkanstöße 3

© Netzwerkbüro Bildung Rheinisches Revier

Einführende Erläuterungen

Individuell betrachtet erhöhen fehlende schulische und berufliche Qualifikationen das Risiko, arbeitslos zu werden. Aus einer gesellschaftspolitischen Perspektive bedeuten mangelnde Qualifikationen (1.), dass vermehrt eine funktionierende soziale Absicherung gefragt ist und finanziert werden muss sowie (2.), dass hier Fachkräftepotenzial verloren geht, welches den sich verschärfenden Mangel ausgleichen könnte. Die neue Ausgabe der datenbasierten Denkanstöße nimmt in Bezug auf Qualifikationen den Bereich der beruflichen Bildung in den Fokus: Die anerkannten Ausbildungsberufe nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG), die zum weit überwiegenden Anteil als duale Ausbildung (Betrieb und Berufsschule) erlernt werden.

Datengrundlage ist die Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA). Das bedeutet, es sind nur Stellen und Bewerber*innen berücksichtigt, die auch das Vermittlungsangebot der Agenturen für Arbeit (AA) und Jobcenter (JC) in Anspruch nehmen wollten.[1]Dargestellt ist ein Index, der die Anzahl der unbesetzten Ausbildungsplätze im Ausbildungsjahr 2013/2014 als Ausgangspunkt mit dem Wert 100 nimmt (Basisjahr). Die Werte der Folgejahre sind dann so zu interpretieren, dass z.B. ein Wert von 150 bedeutet, dass sich die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen im Vergleich zum Basisjahr 2013/2014 um 50 Prozent erhöht bzw. um den Faktor 1,5 verändert hat. Zur weiteren Einordnung ist zusätzlich ein Index der unversorgten Bewerber*innen als gepunktete Linie dargestellt.[2]

Gemeinsamkeiten der Reviere

In allen drei Revieren ist in der letzten Dekade die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen deutlich angestiegen, sie hat sich im Ausbildungsjahr 2022/2023 im Vergleich zum Basisjahr überall um mindestens 63% erhöht.

Die Zahl der unversorgten Bewerber*innen hingegen hat sich deutlich weniger intensiv entwickelt. Die stärkste Abweichung liegt hier aktuell in Mitteldeutschland vor, mit einem Minus von etwas über einem Drittel im Vergleich des Ausbildungsjahres 2022/2023 zu 2013/2014.

Es gibt in allen betrachteten Gebietseinheiten vergleichsweise starke Schwankungen zwischen einzelnen Jahren. Im Jahr 2020/21 sind die Auswirkungen der Maßnahmen aufgrund der Corona-Pandemie in der stark gestiegenen Anzahl nicht besetzter Ausbildungsplätze überall deutlich zu erkennen. 

Unterschiede zwischen den Revieren

Im Rheinischen Revier und in Mitteldeutschland verschärft sich die Situation für die Betriebe, indem eine wachsende Zahl unbesetzter Ausbildungsstellen auf eine schrumpfende Zahl unversorgter Bewerber*innen trifft.

In der Lausitz wie auch in Deutschland insgesamt steigen hingegen sowohl unbesetzte Ausbildungsstellen als auch unversorgte Ausbildungsbewerber*innen an – ein Zeichen für ein wachsendes „Mismatching“ auf dem Ausbildungsmarkt.

Denkanstöße

Auch wenn im Einzelfall genau hingeschaut werden muss, wie zukunftsfähig die vermittelten Kompetenzen in den Ausbildungsberufen sind: Hier geht zunehmend deutschlandweit und in allen Revieren Qualifizierungspotenzial verloren. 

Die zahlreichen berufsbildungspolitischen Maßnahmen der letzten Jahre haben die Entwicklung bisher nicht ausreichend beeinflusst. Hier können gemeinsam vor Ort Wege gesucht werden, wie innerhalb der bereits bestehenden Programmlandschaft weitere Unterstützung bei der Ausbildungsvermittlung für die Betriebe möglich sein kann.

Insbesondere im Rheinischen Revier und in Mitteldeutschland hat sich die Situation in der vergangenen Dekade verschärft. Die reine Entwicklung sagt dabei noch nichts über das Niveau aus (das Verhältnis von unversorgten Bewerber*innen zu unbesetzten Stellen ist z. B. im Rheinischen Revier noch deutlich ausgewogener als in den anderen Gebietseinheiten), zeigt aber einen besonderen strategischen Handlungsbedarf an: Deutliche Veränderungen in der Form erfordern auch eine veränderte gesellschaftspolitische Praxis.

 


[1] Die Originaldaten inklusive Kommentierung und weiterführenden Erläuterungen sind hier abrufbar. Für das Ausbildungsjahr 2022/2023 wurde im Landkreis Altenburger Land (Mitteldeutschland) ein Zahlenwert anonymisiert – dies erfolgt, wenn es sich nur um ein oder zwei Personen handelt. Um trotzdem zu einem Indexwert zu kommen, wurde dieser durch den Zahlenwert 1,5 approximiert. https://statistik.arbeitsagentur.de/SiteGlobals/Forms/Suche/Einzelheftsuche_Formular.html?nn=1459826&topic_f=zr-monat-ausbm

[2] Auf eine*n unversorgte*n Bewerber*in kamen im Ausbildungsjahr 2022/2023 in Deutschland 2,8 unbesetzte Ausbildungsstellen, im Rheinischen Revier 1,6, in Mitteldeutschland 3,1 und im Lausitzer Revier 2,3.

 


27.02.2024
PDF der Datenbasierten Denkanstöße 3