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Die Reviere im Vergleich: Eine Bevölkerungspyramide

Datenbasierte Denkanstöße 1

© Netzwerkbüro Bildung Rheinisches Revier

Datenbasierte Denkanstöße 1:      
Demografische Rahmenbedingungen für Bildung im Strukturwandel: Die Altersstruktur der Bevölkerung in den Revieren

 

1. Einführende Erläuterungen

Um Bildungslandschaften im Strukturwandel erfolgreich gestalten zu können, müssen die Bildungsangebote sinnvoll inhaltlich ausgestaltet werden: Welche Berufe sollen und werden zukünftig eine Rolle spielen (Stichwort: Fachkräftemangel)? Welche Kompetenzen müssen generell gestärkt werden (Stichwort: Digitalisierung)? Das so inhaltlich ausgestaltete Bildungsangebot muss zudem organisiert werden: An welchen Orten (Hochschulen, Betrieben, Kammern, Weiterbildungsträgern, etc.) kann es aus welchen finanziellen Mitteln verankert werden? Aber ganz gleich, wie gut die Angebote gestaltet werden: Es braucht auch eine Bevölkerung, die die Bildungsangebote wahrnimmt und das gewonnene Wissen anwendet.

Die folgende Abbildung stellt die demografische Struktur der Bevölkerung in den drei Revieren und Deutschland zum Stichtag 31.12.2021 in Form einer Bevölkerungspyramide[1] dar. Die Datengrundlage basiert auf der Bevölkerungsfortschreibung des Zensus 2011 von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder. Es wurde für die Altersgruppen nach Geschlecht jeweils berechnet, wie viel Prozent der Gesamtbevölkerung in den Revieren sie entsprechen. Die Pyramide zeigt also die prozentuale Zusammensetzung der Gesamtbevölkerung nach Alterskohorten und Geschlecht.

 

2. Gemeinsamkeiten der Reviere

  • Die Bevölkerung im Alter von über 50 Jahren ist in allen drei Revieren eine quantitativ große Gruppe – und sie ist dabei so groß, dass man sie in Bezug auf „Bildung im Strukturwandel“ nicht vernachlässigen sollte.
  • Die jüngsten Altersgruppen hingegen, die bildungspolitisch klassischerweise adressiert werden, sind überall relativ schwach vertreten. Der hier sichtbare demografische Wandel ist eine der viel benannten und diskutierten Dimensionen des Strukturwandels.

 

3. Unterschiede zwischen den Revieren

  • In Mitteldeutschland und der Lausitz sind Einbrüche bei den Alterskohorten unter 5 Jahren zu verzeichnen.
  • Es besteht in diesen beiden Regionen aber auch – und das insbesondere in der Lausitz – eine besonders schwache Bevölkerungsstärke in den Alterskohorten zwischen 15 und 30 Jahren, also auch bis in die Familiengründungsphase hinein (was teilweise den vorherigen Punkt erklären kann). Während diese Alterskohorte im Rheinischen Revier noch vergleichsweise stark ist, sind in der Lausitz und in Mitteldeutschland die starken Kohorten ab einem Alter von etwa 30/35 Jahren anzutreffen.

 

4. Denkanstöße

  • Es ist ein Risiko, sich zur Bewältigung der neuen Herausforderungen im Strukturwandel ausschließlich auf die nachrückenden Generationen zu verlassen. Förderinstrumente, die die große Gruppe der über 50-jähringen in den Fokus nehmen, können sich dabei sowohl auf die Arbeitnehmerweiterbildung als auch auf die Qualifizierung aktuell nicht erwerbstätiger Personen in dieser Kohorte beziehen.
  • Aufgrund der deutlich schmaleren jüngeren Kohorten kann sich die Gesellschaft keine Bildungsverlierer in dieser Altersgruppe leisten.
  • Unterschiedliche demographische Rahmenbedingungen erfordern unterschiedliche Strategien in der Weiterentwicklung der Bildungslandschaft für einen gelingenden Strukturwandel. So sind die sogenannten weichen Standortfaktoren – wie Angebote der frühkindlichen Bildung oder der kulturellen Bildung für junge Familien – zwar für alle Regionen relevant. Für Regionen wie die Lausitz oder Mitteldeutschland sind sie angesichts der Herausforderungen des Strukturwandels jedoch von besonderer Bedeutung.
  • Es wird nicht mehr ausreichen, sich auf die bekannten Wege des allgemein- und berufsbildenden Systems verlassen, um den demographischen Veränderungen zu begegnen. Die sich verändernden Rahmenbedingungen im Strukturwandel müssen gleichsam mit neuen Strukturen und Kulturen lebenslangen Lernens einhergehen.

Hier finden Sie die "Datenbasierten Denkanstöße 1" als PDF


[1] Die grafische Darstellung geschlechtsspezifischer Altersverteilungen der Bevölkerung wird „Bevölkerungspyramide“ genannt, auch wenn sie in der Regel keine Pyramidenform hat. Dies wäre – ohne Berücksichtigung von Wanderungsbewegungen – nur bei konstanten Geburten- und Sterberaten der Fall. Unter anderem aufgrund des medizinischen Fortschritts ist dies glücklicherweise nicht der Fall.